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Vergessen ... ?

10. Mai 1933


"Wenn es Goebbels gelingt, unsere Namen von den deutschen Tafeln zu löschen, sind wir tot. Gespenster in der Diaspora, in der wasserarmen Provinz. Schon die nächste Generation wird nichts mehr von uns wissen."

[René Schickele im Tagebuch am 11. Dezember 1933]

Bücher aus dem Feuer

Zum Gedenken an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 liest Wolfgang Klein Texte von Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Werner Bergengruen, Arthur Schnitzler, Ödön von Horvàth, Sigmund Freud, Karl Kraus, Kurt Tucholsky, Hugo von Hofmannsthal, Werner Finck, Günther Birkenfeld und Werner Lansburgh

"Lieber gleichgeschaltet als ausgeschaltet, damit kann ein Bankier zur Not noch durchkommen, ein Schriftsteller nicht........
Literatur kann es nur geben, wo der Geist selbst eine Macht ist, anstatt daß er abdankt und sich beugt unter geistwidrige Gewalten."

[Heinrich Mann]
Verboten

Verbrannt

Vertrieben

Verschleppt

Vergessen
Verboten wurden Bücher schon vor 1933. Für das Verbrennen ließen sich zum 10. Mai 1933 Studenten begeistern. Vertrieben haben die Autoren Übergriffe der verschiedenen Polizeiorganisationen und die immer unmenschlicher werdenden Verhältnisse. Für einige der Verschleppten endete der Lebensweg im KZ und im Tod. Dem Vergessen sind viele der Autoren noch nicht entrissen, denn eine zwölfjährige Verfemung hat langdauernde Nachwirkungen. Diese Lesung wird dem älteren Publikum bekannte Namen in Erinnerung rufen. Jüngere Besucher werden vielleicht zum ersten Mal mit Namen, Buchtitel und Themen bekannt gemacht, die in Lehrplänen nicht gerade im Mittelpunkt stehen.

 


"Als im Mai 1933 in Deutschland die Scheiterhaufen brannten, hielt der Nationalsozialismus nicht nur Ketzergericht über seine Gegner. Macht ließ den Geist sich selber pervertieren. Die deutsche Universität büßte ihren Rang ein; wissenschaftliche Weltgeltung gewannen die Vereinigten Staaten, das aufnahmewilligste Exil-Land."

[Christian Graf von Krockow]
Die erste "amtliche SCHWARZE LISTE von Büchern, die bei der Säuberung von öffentlichen Büchereien auszumerzen sind", umfaßte 131 Autoren und 4 Anthologien.

Durch die ständige Ergänzung der Verbote wurden in der Deutschen Bücherei (Leipzig) schließlich 5 500 Schriften gezählt, die nach 1933 neu erschienen sind und nicht angezeigt werden durften.

 

Die Rufer waren junge Leute in den braunen Uniformen. Es waren Studenten. Ort der Handlung: Berlin, Opernplatz, 10. Mai 1933. Die Studenten waren nicht allein: Dozenten, Professoren, Rektoren hatten sich angeschlossen. Oder vielmehr: Bevor man gemeinsam zum Ort der Bücherverbrennung marschierte, hatten sie in überfüllten Hörsälen begeisternde Reden gehalten - sie, die Täter von oben herab, vom Katheder. In Berlin hieß der "Mann der Stunde" Professor Alfred Bäumler. Aber Berlin blieb nicht allein. Überall, wo es Universitäten gab, geschah ähnliches. >>mehr zu diesem Thema

 


"Scheiterhaufen: Der Begriff schon klingt nach einem Widerruf der Aufklärung, nach Hexenjagd und Ketzerverbrennung. Und genau das war gemeint: unter Berufung aufs angeblich "Arteigene" die Zerstörung allen angeblich "zersetzenden", kritischen und kosmopolitischen Geistes ...... daß man die Bücherverbrennung von den Universitäten selbst durchführen ließ und daß sie sich willig dafür hergaben, das war - in Goebbels' Worten - eine "starke, große und symbolische Handlung": Die wirkliche und wirkungsträchtige Zerstörung des Geistes ist nur als Selbstzerstörung möglich."

[Christian Graf von Krockow]
Dauer der Lesung ca. 80 Minuten
(incl. historischem Überblick und Tondokumente von zwei Zeitzeugen)

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